Mattenskigebiet am Erlebnisberg Oberaudorf-Hocheck (480-900m) geht neue Wege
Nicht alles was glänzt ist Gold! Ein alpines Mattenskigebiet ist schnell aufgebaut, aber wie nachhaltig ist die Installation? Wie sieht die CO2 Bilanz aus? Eine Berechnung dazu wurden im Januar 2023 an Hand der aufgebauten Mattenskipiste im Kinderland am Erlebnisberg Hocheck in Oberaudorf (GER) durchgeführt.
Was wurde gebaut?
Die Kunststoffpiste im Übungsgelände hat eine Länge von ca. 76 Meter sowie eine Breite von ca. 7,25 Meter, insgesamt wurden hierfür ca. 2,3 t Kunststoff (für Piste + Vlies ) auf ca. 560 qm verlegt. Die Herstellung von 1 Tonne Kunststoff verursacht ca. 2 Tonnen CO² Ausstoß, der Energieaufwand für das Recycling am Ende der Lebensdauer verursacht zusätzlich ca. 3 Tonnen CO² Ausstoß. Die einzelnen Elemente für die Kunststoffpiste werden in Bayern produziert, die Kunststoffpiste hat eine hohe UV-Beständigkeit und eine Haltbarkeit von mind. 15 Jahren.
Wieviel CO2 Ausstoß verursacht der Bau und Rückbau?
Für den Transport der Kunststoffteile, das benötigte Montagezubehör, den Aufbau sowie die laufende Wartung und den Rückbau werden zusätzlich pauschal 1,5 Tonne CO² Ausstoß pro 1 Tonne Kunststoff-Piste angesetzt, dies ergibt für die Produktion, den laufenden Betrieb sowie den Rückbau und das Recycling dieser Piste insgesamt folgende Werte: 2,3 Tonnen Kunststoffpiste x 6,5 Tonnen CO²-Ausstoß = insg. 14,95 Tonnen CO² Ausstoß, verursacht durch die Kunststoffpiste am Erlebnisberg Oberaudorf-Hocheck für Produktion, Aufbau, Wartung, Rückbau und Recycling bei einer Haltbarkeit von mind. 15 Jahren.
Welchen CO²-Ausstoß spart man, wenn wohnortnah auf dieser Kunststoffpiste gefahren wird?
Die Piste soll ab Ende Oktober bis Ende Dezember eines jeden Jahres – unabhängig von der Schneelage – die Durchführung von Skikursen für Anfänger und Wiedereinsteigern sicherstellen. Damit entfällt ggf. die Anfahrt mit Individualverkehr ( PKW ) in weiter entfernt liegende (Gletscher) Skigebiete.
Welches CO² Einsparpotential ergibt sich?
Geht man davon aus, dass auf der Kunststoffpiste an 8 - in der Region schneelosen - Wochenenden pro Jahr Skiunterricht zusätzlich angeboten werden kann, ergibt dies in 15 Jahren folgende Einsparung:
Durchschnittlich an 8 Wochenenden Skikurs auf der Mattenskipiste bei keinem Schnee in der Region (Samstag + Sonntag jeweils 30 Schüler, dies ergibt 60 Skitage pro Wochenende), 8 Wochenenden x 60 Skitage x 15 Jahre = ergibt 7.200 Skitage.
Wenn hiervon nur 10 % aller Kursteilnehmer in höher gelegene Skigebiete in Tirol (Hochfügen oder Hintertuxer Gletscher ) fahren würden, um dort ihren Skikurs zu absolvieren, dann ergäbe sich alleine durch die An-/Abfahrt mit dem PKW folgender CO²-Ausstoß:
zusätzlich notwendige km von Oberaudorf z.B. nach Hintertux oder Hochfügen ( hin und zurück ca. 160 km x 720 Skitage = 115.200 km, dadurch wird mit einem Mittelklassewagen ein CO²-Ausstoß von rd. 22 kg pro 100 km erzeugt, d.h. man verursacht damit insg. rd. 25,3 Tonnen CO² (1.152 x 22 kg = 25.344 kg oder 25,3 t )!
Wieviel CO²-Ausstoss wird durch die Bindung der Skifahrer im Mattenskigebiet vor Ort?
Alleine durch das Sparen von zusätzlichen An- und Abfahrtswegen ergibt sich durch die Kunststoffpiste in Oberaudorf eine tatsächliche Einsparung von über 10 Tonnen CO²-Ausstoß innerhalb von 15 Jahren (25,3 t abzgl. 14,95 t = 10,39 t ).
Hierbei sind die weiteren positiven Effekte (An-/Abfahrt nach Oberaudorf auch mit dem ÖPNV/Bahn möglich, die Kunststoffpiste muss weder beschneit noch mit Pistenraupen präpariert werden, durch diese Piste muss ein Anfänger nicht in ökologisch sensible Hochlagen ausweichen ) noch gar nicht berücksichtigt.
Fazit: Bei Berücksichtigung aller Faktoren für den CO²-Ausstoßes eines Skitages, hilft die Kunststoffpiste in schneearmen Zeiten sogar den insgesamt anfallenden CO²-Ausstoß zu reduzieren.
Quelle: Bergbahn Erlebnisberg Hocheck, Oberaudorf (GF: Hannes Rechenauer)
ANMERKUNG von Skitrax World:
Durch die Rücknahmen der Matten durch einen Wiederverwerter, können die Matten wieder aufbereitet, in Granulat umgewandelt werden und für die Produktion von neuen Matten genutzt werden. Durch diesen geschlossenen Kreislauf reduziert sich die CO2 Bilanz nochmals erheblich - am Beispiel der Hocheck Bergbahn um einige Tonnen CO² Ausstoß über den beschriebenen Zeitraum weniger! Über 80 % der CO2-Emission eines Skitages werden durch die An- und Abreise verursacht. Der Energieverbrauch verringert sich dank neuer Technologien kontinuierlich.
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Im Vergleich: Ein kleines Skigebiet mit 20 ha Pistenfläche benötigt pro Winter im Durchschnitt 240.000 kWh. Etwas mehr (250.000 kWh) verbraucht ein einziger Flug von München nach Mallorca und zurück mit 200 Passagieren. Ein kommunales Hallenbad hat einen Bedarf von durchschnittlich 365.000 bis 565.000 kWh pro Jahr.
(Quelle: Verband Deutscher Seilbahnen und Schlepplifte e.V.)
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