Die Alternative zum verlorenen Schnee
Als wir vor 15 Jahren die Freestyle Wasserschanze in Oberaudorf gebaut haben, waren wir in Deutschland einer der Pioniere auf dem Gebiet der "Nutzung von Kunststoffmatten zum Skifahren". Freestyler waren begeistert, endlich im Sommer auf Trampolin und Wasserschanzen gefahrlos die ersten einfachen bis extremen Sprünge trainieren zu können. Bis heute durften wir unsere Matten an über zwanzig weitere Schanzen auf vier Kontinenten liefern. Dazu gehören auch die größten Freestyle Mega Schanzen der Welt. Es hat sich bestätigt, dass insbesondere das Training für den Nachwuchs auf solchen Schanzen an die extremen Bedingungen im Winter auf Schnee herangeführt werden kann. Es funktioniert und die New School Wintersportarten expandieren erfolgreich.
Das alpine Skifahren steht nun vor einem viel größeren Problem - es fällt immer weniger Schnee und der Glaube an Wunder schwindet. Für gewöhnliche Skifahrer ergibt sich die Situation, frühzeitig in höheren Skigebieten den Urlaub zu buchen - bei steigenden Alternativkosten. Die Regionen um die (noch) Gletscherskigebiete freuen sich über den Zuwachs. Weniger erfreut sind die ca. 4.000 Skiclubs und zig-tausende von Skischulen in den Zentralalpen. Wo soll denn der Nachwuchs herkommen, wenn kein ausreichender Schnee mehr liegt - oder besser zur rechten Zeit, wenn trainiert werden muss? Bei hoher Inflation und sinkendem durchschnittlichen Haushaltseinkommen (zumindest in Deutschland) können sich die Mitglieder der vielen Skiclubs keine teuren Ausfahrten zum Techniktraining auf den Gletschern mehr leisten.
Die Skiverbände und Skiclubs beklagen den Mangel an Nachwuchs schon seit Jahren. Ein Wandel vor Ort kann helfen, dort wo die meisten Menschen zu Hause sind, wo die Anfahrtswege zur Trainingsstrecke nicht weit sind und wo auch noch schnell nach Schulschluss für 2 Stunden trainiert werden kann. Der Klimawandel ist ein Fakt und wir müssen lernen, damit umzugehen. Es ist richtig, Klimaziele zu setzen, nur die Wege der Zielerreichung sind unterschiedlich intensiv. Nur wer neue Wege sucht, wird auch innovative Lösungen finden. Noch in den 1980er Jahren lagen im Winter in den Skigebieten der Zentralalpen auf ca. 1500 m Seehöhe mindestens 5 m gefestigter Schnee. In vielen Hotels ging es nur über den ersten Stock ins Hotel.
Nun wird es in vielen Skiorten zu warm sein, um im Winter die Pisten zu beschneien. Und dann? Der Schnee von gestern ist in den Alpen in der Saison 2022/2023 überwiegend erst Mitte Januar 2023 gekommen. Weniger beschneite Skigebiete bedeuten weniger Tourismus und geringere bis gar keine Einnahmen bei laufenden Kosten. Um die Kosten zu drücken, haben schon dutzende von Skigebieten in Lagen unter 900 m die Saison gar nicht erst begonnen!
Gibt es den Alternativschnee? Ist Kunstschnee out und Kunststoffschnee in?
Die Kunst besteht darin, Schnee zu erzeugen, ohne Kanonen zu bemühen. Deutlich mehr als die Hälfte der CO2-Emissionen beim Skifahren entstehen durch die immer längere Anreise per Auto, insbesondere zu höher gelegenen Alpenskigebieten und deren Gletschergebieten. Aus diesem Grund ist es wünschenswert, dass auch kleinere Skigebiete weiterhin existieren und Skisicherheit anbieten können. Ob Anfänger oder Fortgeschrittener, nur wer weiß, dass er Skifahren kann, fährt zu einem Skigebiet.
Skigebiete, die oberhalb von 1500 Metern liegen und mit flotten Gondeln und Speed-Sesselliften zu erreichen sind, brauchen sich hinsichtlich Schneesicherheit noch keine Sorgen zu machen. Allerdings haben diese Gebiete auch eine Talstation, die das Mekka für Anfänger und Kinderskischulen darstellt – also die Zukunft des alpinen Wintersports. Welche Auswirkungen hätte es, wenn diese Zielgruppe in Zukunft nicht mehr Skifahren würde?
In Oberaudorf (Deutschland) wurde im Januar 2023 die erste Mattenskipiste im Kinderskiland gebaut, um der örtlichen Skischule die Möglichkeit zu geben, überhaupt Skikurse abhalten zu können. Das Kinderskiland am Erlebnisberg Hocheck liegt nur auf ca. 600 Metern Höhe und ist eigentlich ein Schneeloch. Die Wasserversorgung ist gesichert und die 40 Schneekanonen sorgen normalerweise innerhalb von einer Woche für eine komplette Beschneiung des gesamten Skigebiets zur Vorweihnachtszeit. Aufgrund hoher Temperaturen konnte jedoch bis Ende Januar 2023 kein Betrieb durchgeführt werden. Der Geschäftsführer der Bergbahn, Hannes Rechenauer, hat einen merklichen Rückgang an jungen Skifahrern festgestellt, insbesondere unter den Schülern, die aus der Großstadt München mit der Regionalbahn nach Oberaudorf kommen. Vor 20 Jahren konnten etwa die Hälfte einer Klasse Skifahren. „Jetzt sind es bei 30 Kindern vielleicht noch sieben oder acht.“ Ohne Schneesicherheit kein Skilager. „Dann sagen die Lehrer, sie gehen lieber in den Tierpark.“
Mit der Mattenskipiste hat Rechenauer nun jedenfalls mehr Zulauf als er selbst erwartet hatte. „Ich bin überrascht, wie gut die Leute das angenommen haben“, sagt er. „Kinder und Anfänger sehen es als gute Alternative.“ Im oberen Bereich auf einer Höhe von ca. 850m soll der ca. 300m lange Schlepplift bereits Anfang Oktober in Betrieb genommen werden. Eine etwa 10m breite Mattenskipiste soll dafür sorgen, dass über 100 Skiklubs der Umgebung Techniktraining mit Slalom und Riesenslalom für die Jugend durchführen können. Auch sollen teure PKW-Reisen mit langen Fahrten und hohen CO2-Emissionen in die Gletscherskigebiete reduziert werden. Ein ähnliches Projekt für den Nachwuchs wird im Frühjahr 2023 vom Sporthotel Elldus in Oberwiesenthal (GER) realisiert: eine Mattenskipiste für Skikurse sowie Tubing-Bahnen an gleicher Stelle mit einem Förderband für den Sommer- und Winterbetrieb.
Übrigens kaufen schon seit Jahren immer mehr Freizeitsportler in kleineren Mengen Slopetrax-Matten, um eine Rail im eigenen Garten aufzubauen. Sehr gerne würden sie auch auf größeren Anlagen ganzjährig fahren – diese werden jedoch leider (noch) nicht angeboten!
Ob alpiner Skifahrer oder Snowboarder, auf den Skitrax-Mattenskipisten kann jederzeit gefahren werden: Torstangen Training, über Obstacles geshreddert, mit Sprüngen in den Airbag springen oder exaktes Techniktraining absolvieren. Auch lustige Kinder- und Skischulen für Anfänger sind möglich - alles ohne Schnee, bei warmem Wetter und ohne Anfahrtsstress, aber mit viel Freude.
Der "Schnee von morgen" ist bereits da. Der Nachwuchs ist ebenfalls vorhanden und wartet darauf, dass ein Umdenken bei den Skiverbänden, Tourismusunternehmen und Stadtplanern der Großstädte stattfindet, da hier die Mehrheit der Skifahrer und Snowboarder lebt und auf Veränderungen wartet.
UPDATE - Berichte von anderen Installationen