Das Oberbayrische Volksblatt (OVB), mit Sitz in Rosenheim, bietet eine Vielzahl von Nachrichten und Informationen aus Rosenheim und der umliegenden Region. Gegründet im Jahr 1946, deckt das OVB eine breite Palette von Themen ab, darunter lokale Ereignisse, Politik, Wirtschaft, Sport und Kultur. Verkaufte Auflage ca. 50.000 Exemplaren pro Erscheinungstag (Montag - Samstag) + Online Plus.
----------------------------
OVB , Artikel 30.03.2025
(von Korbinian Sautter)
Skifahren auf Kunststoffmatten ist in manchen Ländern so normal wie in Deutschland auf Schnee. Ist das die unausweichliche Lösung in Anbetracht des Klimawandels oder ist es nur eine unnötige, teure Spielerei? Wir werfen einen Blick in die Entwicklung eines Kiefersfeldener Herstellers.
Kiefersfelden – „In Saudi-Arabien ist das Fahren darauf Standard, in den USA wird das System immer weiterentwickelt und in der Ukraine steht eine der größten Flächen der Welt.“ Wolfgang Schmidt, Inhaber und Gründer der Firma Skitrax aus Kiefersfelden, kann dutzende Beispiele nennen, in denen Skifahren nicht mit Schnee, sondern mit Kunststoff verbunden ist. Seit knapp 20 Jahren beschäftigt er sich mit der Alternative, die er in Deutschland immer noch erklären muss.
Um es kurz zu machen: Beim sogenannten „Dry Slope” (zu deutsch trockener Hang) werden etwa 20 Quadratzentimeter große Kunststoffplatten ineinander gesteckt und auf einem Hang verlegt. Tausende von kleinen Noppen, die auf jeder Platte integriert sind und die mit einem Gleitmittel bepinselt werden, simulieren dabei das, woran es immer mehr mangelt – den Schnee. „Da können Sie jeden Profifahrer fragen – das Abfahrtsgefühl ist quasi dasselbe”, versichert Schmidt, der mit seiner Firma weltweit vertreten ist.
Die Produkte des Kiefersfeldener Unternehmens haben sich über die Jahre weiterentwickelt. Beim Gespräch mit dem OVB steht Schmidt immer wieder auf und holt etwas Neues aus dem kleinen Lager. Zum Beispiel unterschiedlich harte Noppen, auf denen nicht nur Skifahren, sondern auch Rutschen, Rodeln oder Langlaufen möglich wären. Es gibt temporäre künstliche Skipisten für den Winter oder dauerhafte Alternativen für den Sommer. Bei letzteren wird mit einem Vliesstoff und durchlässigen Platten gearbeitet, damit das Gras durchwachsen kann. „Gemäht wird es durch die Kanten der Skier beim darüber fahren wie von selbst“, erklärt der Experte. Selbst ein Skirennen wäre dank der möglichen Verankerung von Slalomstangen möglich.
Dass Schmidts Entwicklung früher oder später auch in der Region notwendig werden könnte, zeigt ein Blick auf die aktuelle Forschung. Laut einer Studie der Universität Bayreuth haben in gut 50 Jahren rund 13 Prozent aller Skigebiete ihre natürliche Schneedecke verloren. „Die wirtschaftliche Rentabilität vieler Skigebiete wird sinken”, sagt Dr. Veronika Mitterwallner, Mitarbeiterin an der Professur für Sportökologie.
Nicht umsonst werden die Ersatzplatten in anderen Ländern immer beliebter. 19.000 Quadratmeter liegen beispielsweise im Vynnyky Ski Resort in der Ukraine, wenn auch aufgrund des Krieges gerade ungenutzt. In Amerika gibt es sogar bereits erste Alternativen zur Alternative. „Da wird mit den Platten eine Art Reifenrutsche im Skigebiet gebaut, ähnlich, wie wir es von Wasserrutschen kennen”, sagt Schmidt. Auch in Asien seien der Markt und das Interesse daran enorm.
Unwissenheit bei den Behörden
Aber warum gibt es dann in Deutschland nur eine handvoll Testflächen wie in den vergangenen beiden Jahren am Hocheck in Oberaudorf? „Hier ist alles unendlich kompliziert”, seufzt Schmidt. Vorbehalte von Behörden, Eigentümern und Naturschützern seien alles Dinge, mit denen der Entwickler nahezu täglich konfrontiert ist. Die häufigsten Argumente. „Wir kleistern den Hang zu, schaden dem Boden und Skifahren wird in 100 Jahren sowieso keiner mehr machen– alles Schwachsinn!”, meint Schmidt.
Demnach würde der Skitourismus speziell in den großen Gebieten keineswegs nachlassen, sondern sich lediglich verschieben. „Rund 30 Prozent, die an den Hang kommen, fahren zwar kaum noch Ski, sondern wollen lieber auf die Hütte oder Alternativen nutzen. Der Tourismus im Winter lässt aber dadurch nicht nach.“
So kamen beispielsweise nach Ischgl im Jahr 2023 fast 30 Prozent mehr Übernachtungsgäste als im Vorjahr. Rund eine halbe Million Skipässe wurden in der Saison verkauft und ein Rekordumsatz von 90 Millionen Euro erreicht. „Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, meint Thomas Köhle, Geschäftsführer des Tourismusverband Paznaun – Ischgl.
Dass es eine gewisse Bereitschaft sowie die finanziellen Mittel für die Kunststoffplatten braucht, ist dagegen nicht von der Hand zu weisen. Ganz grob nennt Schmidt eine Zahl von 100.000 Euro für 5000 Quadratmeter Fläche. „Das kommt aber sehr darauf an, welche Platten für welchen Bereich, mit welcher Infrastruktur gebraucht werden”, meint der Entwickler.
Inwieweit die Matten auch in Deutschland salonfähig werden, vermag er nicht zu sagen. „Da bräuchte es mehr Druck von Seiten der Verbände, oder der Ski-Clubs, die ihre Mitglieder verlieren.“ Andernfalls sieht Schmidt den Skisport ähnlich gefährdet wie den Schwimmunterricht. „Ohne Bäder lernt keiner mehr Schwimmen und ohne Pisten irgendwann auch keiner mehr Skifahren.”
Direkter Link zum Artikel:
https://miniurl.top/VNph
Rosenheim, offers a wide range of news and information from Rosenheim and the surrounding region. Founded in 1946, OVB covers a wide range of topics including local events, politics, business, sport and culture. Sold circulation of approx. 50,000 copies per publication day (Monday - Saturday) + Online Plus.
----------------------------
OVB , Article 2025.03.30
(from Korbinian Sautter)
Skiing on plastic mats is as normal in some countries as skiing on snow is in Germany. Is this the inevitable solution in view of climate change or is it just an unnecessary, expensive gimmick? We take a look at the development of a Kiefersfelden-based manufacturer.
Kiefersfelden - "In Saudi Arabia, driving on it is standard, in the USA the system is constantly being developed further and in Ukraine there is one of the largest areas in the world." Wolfgang Schmidt, owner and founder of the company Skitrax from Kiefersfelden, can name dozens of examples where skiing is not associated with snow, but with plastic. For almost 20 years, he has been working on the alternative, which he still has to explain in Germany.
Skiing even without snow
To cut a long story short: With the so-called ‘dry slope’, plastic sheets measuring around 20 square centimetres are inserted into each other and laid on a slope. Thousands of small studs, which are integrated into each slab and brushed with a lubricant, simulate what is increasingly lacking - snow. ‘You can ask any professional skier - the downhill feeling is virtually the same,’ assures Schmidt, who is represented worldwide with his company.
The Kiefersfelden-based company's products have evolved over the years. When talking to OVB, Schmidt always gets up and takes something new out of the small warehouse. For example, pimples of different hardness on which not only skiing, but also sliding, tobogganing or cross-country skiing would be possible. There are temporary artificial ski slopes for the winter and permanent alternatives for the summer. For the latter, a nonwoven fabric and permeable slabs are used to allow the grass to grow through. ‘It is mown by the edges of the skis as you ski over it,’ explains the expert. Even a ski race would be possible thanks to the possibility of anchoring slalom poles.
A look at current research shows that Schmidt's development could also become necessary in the region sooner or later. According to a study by the University of Bayreuth, around 13 per cent of all ski resorts have lost their natural snow cover in a good 50 years. ‘The economic profitability of many ski resorts will decline,’ says Dr Veronika Mitterwallner, a member of staff at the Chair of Sports Ecology.
Unlimited possibilities?
It's not for nothing that the replacement slabs are becoming increasingly popular in other countries. 19,000 square metres are available at the Vynnyky Ski Resort in the Ukraine, for example, although they are currently unused due to the war. In America, there are even the first alternatives to the alternative. ‘The panels are being used to build a kind of tyre slide in the ski area, similar to what we know from water slides,’ says Schmidt. In Asia, too, the market and interest are enormous.
Ignorance on the part of the authorities
But why are there only a handful of test areas in Germany, like the one at Hocheck in Oberaudorf in the past two years? ‘Everything is endlessly complicated here,’ sighs Schmidt. Reservations from authorities, owners and conservationists are all things that the developer is confronted with on an almost daily basis. The most common arguments. ‘We're plastering over the slope, damaging the soil and nobody will be skiing in 100 years anyway - it's all rubbish!’ says Schmidt.
According to this, ski tourism would by no means decline, especially in the large areas, but would merely shift. ‘Around 30 per cent of those who come to the slopes hardly ski any more, but prefer to go to the hut or use alternatives. However, winter tourism is not declining as a result.’
For example, almost 30 per cent more overnight guests came to Ischgl in 2023 than in the previous year. Around half a million ski passes were sold during the season and a record turnover of 90 million euros was achieved. ‘Our expectations were exceeded,’ says Thomas Köhle, Managing Director of the Paznaun - Ischgl Tourism Association.
Investment necessary
However, it cannot be denied that a certain willingness and financial resources are required for the plastic panels. Schmidt gives a rough figure of 100,000 euros for 5,000 square metres of surface. ‘But that depends very much on which panels are needed for which area and with which infrastructure,’ says the developer.
He is unable to say to what extent the mats will become acceptable in Germany. ‘That would require more pressure from the associations or the ski clubs, which are losing their members.’ Otherwise, Schmidt believes that skiing is as jeopardised as swimming lessons. ‘Without swimming pools, no one will learn to swim and without pistes, no one will learn to ski.’
Direct link to the article: https://miniurl.top/VNph
UPDATE - Berichte von anderen Installationen